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Bericht vom 24.07.2019:
Borkenkäfer belastet Elze-Mehler Forst
Mehle - Zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung hatte die Elze-Mehler Forstinteressentenschaft unter dem Vorsitz von Burghard Hoberg in den „Papenhof“ eingeladen. Dazu waren 52 Mitglieder erschienen, die 72 Prozent der Fläche repräsentieren. Es war doch ein sehr wichtiger Abend, an dem die gesamte obere Führung der für diese Region zuständigen Forstwirtschaft zugegen war, da es um das heikle Thema „Borkenkäferbefall“ ging, der die ganze Arbeit vieler vergangener Jahre zunichte macht und aus der es anscheinend keinen Ausweg gibt, wenn nicht endlich ausreichend Regen fällt. Hoberg begrüßte besonders den Forstamtsleiter Michael Degenhardt, Förster Michael Martin und Fabian von Plettenberg als Holzverkäufer für die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Südniedersachsen. Der Vorsitzende brachte dazu einen Rückblick auf die beiden letzten Sommer. 2017 mit zu viel Regen, der den Boden aufweichte und dann im Jahre 2018 der Sturm Friederike und danach eine Jahrhundertdürre sowohl in 2018 wie auch zurzeit im 1. Halbjahr von 2019. Der Holzmarkt bietet keinen adäquaten Absatz der enormen angefallenen Holzmengen, denn große Mengen sind in Zukunft nicht zu vermarkten oder decken mit den Erlösen nicht einmal die Werbungskosten. Die Führung der Forstinteressentenschaft kommt zwar den waldschützenden Pflichten nach dem Bundeswaldgesetz nach jedoch warnt Hoberg die Waldbesitzer schon jetzt, dass durch eine weitere Aufarbeitung und Waldhygienemaßnahmen erhebliche Kosten auf die Waldbesitzer zukommen werden. „Wir kommen nicht drumherum über eine Umlageerhöhung nachzudenken. Für die Wiederaufforstung und Kulturmaßnahmen der großen entstandenen Freiflächen nach einer Abholzung fehlen der Interessentenschaft Zeit und Mittel. Durch die Trockenheit haben auch die Buchenbestände stark gelitten. Das Ausmaß der Schäden ist noch nicht feststellbar. Mein Bericht ist nicht erfreulich, so Hoberg. Schon im letzten Jahr hat er die Mitglieder und Bürger ermuntert: ‚Heizt mit Fichte‘. Schon im Herbst bei einer Vorstandssitzung trat das riesige Ausmaß der entstandenen und zu erwartenden Schäden zutage. Jetzt im Frühjahr wurde klar, dass nicht alles Holz kostendeckend vermarktet werden würde. Dabei wurden schon die ersten Beschlüsse gefasst:
1.) Dass alles anfallende Holz nach der Aufarbeitung des Sturmholzes durch „Friederike“ - ohne Ausnahme Borkenkäferholz wird – und soweit es überhaupt Erlöse abwirft, in einer eisernen Reserve (Pool) gesammelt werden. Hiervon werden dann auch die Einschlags- und Vermarktungskosten sowie das Spritzen gegen den Borkenkäfer bezahlt. Schon jetzt ist klar, dass der „Pool“ nicht reicht, aber diese Kosten sind förderfähig und die Landwirtschaftskammer hat bereits Anträge auf Aufarbeitung und Waldhygienemaßnahmen gestellt.
2.) ein weiterer Förderantrag wurde für zusätzliche Lohn- und Transportkosten im Rahmen der Borkenkäfer-Kalamität gestellt. Dazu zählen u.A. die Aufwandsentschädigung für Landwirt Heinrich Schilde, der Befallsnester sucht und Borkenkäferfallen aufstellt.
3.) Wir haben beschlossen, Brennholz, Fichten- Industrieholz, was nicht oder nur mit inakzeptablem Erlös abzusetzen ist, zum Preis von 16,€ pro Raummeter abzugeben. So konnten schon eine geringe Menge an einige Mitglieder vermarktet werden - auch wenn kaum ein kostendeckender Erlös erwartet wird, können so wenigstens weitere Kosten eingespart werden.
Hoberg nahm Bezug auf die Vorstandssitzung vom Juni: „Durch die immer noch anhaltende trockene Witterung wurden die überdimensionalen, fast möchte ich sagen: epochalen Ausmaße der Borkenkäferplage deutlich. Probleme beim Holzverkauf sind erneut allgegenwärtig. Daher beschlossen wir, diese heutige Versammlung anzusetzen, da die monetäre Größenordnung der Katastrophe jeden Rahmen sprengen könnte. Wir als Vorstand können nur bis zu einer gewissen Summe entscheiden; das könnte allerdings auch schnell darüber hinaus gehen. Frage: Aufarbeiten, nicht aufarbeiten oder den Bestand aus hygienischen Gründen vernichten? Alles koste Geld und nicht zu knapp.
Die ersten Buchen sind eingegangen und täglich werden es mehr, besonders in der exponierten Südwestlage mit dünner Bodenauflage wegen der Kalksteinverwitterung. „Die Natur spielt verrückt. Sie hält sich nicht an Einschlagsbeschränkungen“ - (z.B. keine Kahlschläge über 0,5 Hektar. ) Es stehen auf den Freiflächen umfangreiche Kulturmaßnahmen an. Dazu braucht es „man-power“ bei Förstern, Forstwirten und Lohnunternehmern, die aber sind in Fichtenmaßnahmen „eingespannt“. Daher werden Planungen und Verfügbarkeit der sonstigen Kulturmaßnahmen zurückgestellt. Lediglich Maßnahmen an Kulturen, die unter der Trockenheit gelitten haben, werden nachgebessert.
Ein erfreulicher Punkt zum TOP Holzmarkt konnte durchgesprochen werden, denn die Firma Sappi, Alfeld, hat eine Niederlassung in Elze neuerdings (früher Wienerberger, neben der Eisenbahnbrücke). Mit dieser Firma kann man verhandeln, zu welchem Preis sie einen gewissen Teil von unserem Holz entgegen nehmen kann. Viele Einzelpersonen haben Holz nach Absprache mit uns gekauft.“
Förster Michael Martin erläuterte kurz die Maßnahmen, die er ergriffen hat. „Wir haben im Frühjahr angefangen an den Rändern der betroffenen Gebiete Borkenkäfer Fang-Netze mit dreieckigen Tippis aufzustellen. 60 Stück hat Landwirt Heinrich Schilde aufgestellt. Wir haben viele kleine Nester gefunden und markiert, mit Firma Bayer 5.300 Festmeter aufgearbeitet. Das war eine sehr aufwändige Sisyphus-Arbeit. Schwierig war, das Gebiet vom Gallberg und von der Katzenkuhle auf Grund des schwierigen Geländes. Wichtig ist es dabei, die Grenzen sauber zu halten, um die Nachbarn zu schützen“.
Fabian von Plettenberg als Holzverkäufer für die FBG Südhannover berichtete von einem Export nach China in 5-Meter.-Abschnitten, weil der hiesige Markt überladen ist. 390 Festmeter einmal und 320 am nächsten Tag auf die Bahn, Industrieholz hat jetzt zugenommen, Brennholz 200 FM, Industrieholz 2010 FM gehen ins Winterlager von Sappi, Gerberstr. 29. Wir haben aufwändige Werbung vorgenommen und erhalten 27-29 Euro pro Festmeter. Dazu muss das Holz allerdings gegen den Borkenkäfer behandelt werden. Wir erhalten dafür ggf. 4 Euro pro Festmeter als Entschädigung.
Forstamtsleiter Michael Degenhardt begann sein Statement mit der Aussage: „Um die Fichten zu retten, muss was passieren...“. Er bescheinigte der Elze-Mehler Forst, dass er zum Vorstand ein gutes Verhältnis hat, denn „wir sitzen alle im selben Boot. Wir sind nicht begeistert über den ständigen Wechsel im Forstamt, denn Förster Michael Martin hat zum 30.9.19 gekündigt. Es gilt zurzeit 5 Försterstellen neu zu besetzen und drei weitere Posten von Verwaltungsangestellten. Die Landwirtschaftskammer ist Partner für attraktive Möglichkeiten. Die Förster-Stelle ist bereits ausgeschrieben. Es haben sich bereits einige Interessenten vorgestellt und wir suchen uns eine geeignete Person heraus. Um der Kalamitäten „Herr zu werden“ muss man einen großen Batzen Geld in die Hand nehmen. Die Landwirtschaftskammer und Sie werden sich die Kosten teilen. Ein Käfer fliegt bis zu 5 km weit.
„Ich hänge an Ihrem Wald genau wie Sie. So eine schlimme Situation haben wir noch nie gehabt!“„Für Südniedersachsen haben wir bereits Zuschüsse für die Waldbesitzer beantragt“.
Eine gemeinsame Erörterung vom Stand der Neuausweisung des Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebietes Limberg-Wöhren schloss diese Sitzung ab.

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